Endlos erscheint sie uns, die Schlange. Die Schlange, die sich schon längst gebildet hat, bevor wir überhaupt loslegen. In den nächsten Minuten wird sie wachsen von 20 auf 40 Menschen. Mit Maske ausgestattet und dank unseres Ordners Johann, auch mit genügend Abstand.
Zuerst diejenigen im Rollstuhl. Jeder hat Verständnis dass Menschen mit Gehbehinderung zuerst dran kommen. Kein Maulen ist auch nur im Ansatz zu hören.
Und dann kommen sie, die Kunden, die wir mit Namen kennen, die wir seit Jahren begleiten aber auch die „Neuen“, die neuerdings auf unsere Hilfe angewiesen sind.
Da ist die junge Frau, die weint weil sie nur noch eine Packung Nudeln im Schrank hat und sonst für den Rest des Monats nichts. Sie ist unglaublich erleichtert weil sie von uns eine Tüte mit Lebensmitteln bekommt und dazu noch belegte Brötchen, einige zu mitnehmen, eines isst sie sofort. Sie ist hungrig und durstig . Zum Glück haben wir auch Getränke mit dabei.
Da ist der Herr in der Blüte seines Lebens. Er ist obdachlos. Man sieht es ihm niemals an. Er ist frisch geduscht, trägt sein bestes Hemd und steht aufrecht vor uns. Nach all den Jahren sieze ich ( Mona) ihn trotzdem. Ich könnte ihn ebenso wie die anderen duzen aber ich weiß dass es ihm wichtig ist. Dass er sich so das letzte bisschen Respekt sichert. Er hatte wieder Arbeit aber Corona hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als wir später losfahren sehe ich ihn mit hängenden Schultern auf dem Weg zu seinem Nachtplatz. Ich tue so als wenn ich ihn nicht sehe, ich will ihm die Illusion nicht nehmen dass wir wissen wie es ihm wirklich geht.
So stehen wir da also. Händigen Lebensmittel und Brötchen und Kaffee , Tee und Wasser aus. Wir wissen, die Menschen möchten, so wie vor Corona, mit uns sprechen, sich Probleme von der Seele reden aber das geht nicht. Wir müssen schnell und effektiv die Taschen und Lebensmittel ausgeben. Alles unter Einhaltung der Hygiene vorschriften. Das menschliche Miteinander bleibt auf der Strecke. Wie gerne würden wir jetzt unsere Besucherin in den Arm nehmen dürfen, die gerade ihren Bruder zu Grabe getragen hat. Wie gerne möchten wir jetzt im Gespräch Mut machen, derjenigen, die gerade ihren Job verloren hat. So müssen wir uns trösten dass wir zumindest materiell helfen können. Die Hoffnung dass wir bald auch wieder für die Menschen in Gesprächen da sein können, bleibt.
Am Ende kommen noch Menschen. Wir haben leider keine Tüten mehr. Aber noch belegte Brötchen und Brot.
Wie gerne würden wir jedem einzelnen noch eine Tüte geben können… wie gern Wir blicken zurück auf einen ereignisreichen Tag und möchten uns ganz herzlich bedanken bei unseren Spendern des heutigen samstags: Gerda, Daniela und Robert, sowie Bettina und Elke.